Unsere Geschichte – Als Zwangsarbeiter auf dem Land schufteten

Schon kurz nach Kriegsbeginn sind Polen die ersten Zwangsarbeiter auf den norddeutschen Feldern. Bis zum Kriegsende werden es mehr als 500.000 Menschen sein. Die Dorfbewohner gewöhnen sich schnell an die jungen Ausländer, die für geringen Lohn tüchtig zupacken und meist in kurzer Zeit die deutsche Sprache beherrschen. Auf den Höfen leben die Deutschen mit ihnen oft sogar unter einem Dach zusammen. – War das Zwangsarbeit mit Familienanschluss?

Jozef Butniak sollte zuhause in Polen für seine Mutter im Dorfladen Lebensmittel einkaufen, dort fingen ihn Wehrmachtssoldaten ein und verschleppten ihn nach Hameln. Nachts singt er im Schlaf noch heute deutsche Schlager, die die Tochter des Bauern ihm heimlich beigebracht hat.

Janina Radaczewska war gerade erst 8 Jahre alt, als sie in Verden den Arbeitspass als Landarbeiterin bekam. Bis heute kann sie nicht fassen, dass sie als kleines Mädchen arbeiten musste, während die deutschen Kinder spielen und zur Schule gehen durften.

Als Czeslaw Sieczkowski als Sechzehnjähriger in Ottersberg bei Bremen ankommt, spricht er kein Wort Deutsch, bald kann er Plattdeutsch wie alle im Ort. – Fünfundsiebzig Jahre später besucht er mit seiner Frau diesen Ort noch einmal.

Boleslaw Nowak wurde geschlagen und ins Gefängnis gesperrt, weil er, ohne das diskriminierende „P“ an der Kleidung, auf die Straße gegangen war.

Zygmunt Cizdziel war als Kind in der Nähe von Göttingen. Dort erlebt er, dass die Mutter und sein Bruder vom Gutsherrn misshandelt und in ein Lager gebracht wurden. Kurz nach der Befreiung kommt sein Bruder ums Leben.- Ein Mord, der nie aufgeklärt wurde. Zum ersten Mal nach dem Kriegsende besucht Zygmunt Cizdziel das Grab seines Bruders; er will den Menschen danken, die das Grab pflegten. Das war ihm wichtig.

Der Film zeigt fünf starke Schicksale, die emotional miterleben lassen, was rassische Ausgrenzung bedeutet, Erniedrigung und Ausbeutung, aber auch mutige Solidarität und heimliche Fürsorge.

Sendedatum:23. November 2016 um 21:00 Uhr im NDR
Länge:45 Min.
Buch und Regie:Dagmar Wittmers
Kamera:Thomas Frischhut
Schnitt:Mike Gürgen
Redaktion:Silvia Gutmann, NDR
Produktion:Ulrike Römhild, Kerstin Peterssen
Herstellung:Anke Meyer
Producerin:Brigitta Schübeler
Ausführende Produzentin:Hartmut Klenke
Drehort:Polen, Deutschland