45Min: Wem gehört das Wasser? Verteilungskampf im Norden

Eigentlich gibt es genug Wasser im Norden. Aber: Die vergangenen Jahre haben gezeigt, nicht überall und nicht immer reicht das Wasser für alle. Die Klimakrise macht es spürbar: Das Wasser muss nicht immer reichen. In Lauenau in Niedersachsen brach im vergangenen August die Trinkwasserversorgung zusammen, Trinkwasser gab es nur im Supermarkt, und die Feuerwehr verteilte 10 Liter Wasser für die Toilettenspülung.  Auch die Binnenschifffahrt auf Weser und Elbe musste im vergangenen Jahr aufgrund der niedrigen Wasserstände Einschränkungen hinnehmen. Selbst im Harz wird sichtbar: Es gibt einfach zu wenig Wasser. Die großen Talsperren sind trotz der Regenfälle im Januar und Februar diesen Jahres nicht annähernd gefüllt. Denn obwohl es eigentlich in Gesamtdeutschland noch genug Wasser gibt  - von den rund 188 Milliarden Kubikmetern in Gesamtdeutschland, die im Durchschnitt jedes Jahr durch Regen und Flüsse ins Land kommen, wird nur ein Bruchteil verwendet. Im Jahr 2016 etwa waren es 12,8 Prozent. Die Verfügbarkeit von Wasser ist sowohl regional als auch saisonal unterschiedlich verteilt,  und so konkurriert heute Trinkwasserförderung mit dem Naturschutz und den Interessen von Industrie, Waldbesitzer*innen, Landwirt*innen oder Wassersportler*innen. Und die Konflikte verschärfen sich durch die Klimakrise.

Abenteuer Ernte

Wenn ein Vollernter sechs Tonnen Bohnen in der Stunde vom Feld holt, wenn ein komplettes 32 Hektar großes Weizenfeld innerhalb von drei Stunden abgemäht wird oder wenn pro Tag allein eine Pflanzmaschine bis zu einer Million Eisbergsalatpflänzchen in den Boden bringt – dann ist Hochsaison auf norddeutschen Feldern.

Hinter diesen gigantischen Dimensionen stehen Landwirt*innen, die jedes Jahr erneut mit Kälteeinbrüchen, Rekordhitze, zu viel oder zu wenig Regen kämpfen müssen. Und als wäre das nicht genug, kam 2020 dazu noch Corona. Tausende Erntehelfer*innen konnten nicht einreisen, Felder nicht bestellt und Spargel nicht gestochen werden. Würden die Landwirt*innen in Norddeutschland in der Lage sein, auch in diesem Jahr die gewohnten Mengen zu ernten, die Versorgung zu garantieren, alles zu stabilen Preisen? Oder würde Corona den Ruin bedeuten? 2020 stellt die Landwirt*innen vor große Herausforderungen.

Vanessa Kossen und Arne Jessen haben große und bedeutende Erzeuger*innen eine Saison lang begleitet und Menschen kennengelernt, die mit Herzblut, Risikobereitschaft und Liebe zum Produkt Gemüse, Obst und Getreide anbauen. Dinge, die wir ganz selbstverständlich täglich in den Supermärkten kaufen können.

Gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH.

plan b: Hase, Nest und Schoko-Ei – Ostern neu gefeiert

Ein Osteressen in Familie oder Freundeskreis vereitelt Corona auch dieses Jahr. Bei Schokohasen und bunten Eiern aber zeigt sich: Viele Menschen ändern – gut und gerne – alte Bräuche.

Feine Schokolade braucht nicht die Form langer Ohren. Für ein leckeres Ei muss kein Huhn leiden. Und Osterzöpfe lassen sich sogar vegan backen. Und das ist dann doch wieder eine Jahrtausende alte Tradition: der Verzicht auf tierische Produkte vor dem Osterfest.

„Bei uns könnt ihr zusehen, wie unser hausgemachter Sauerteig auf Reisvollkornmehl-Basis täglich frisch angesetzt wird. Es gibt keine Geheimnisse.“ Katharina und Rena haben ihren Back-Shop in München „Echt jetzt? Echt jetzt!“ genannt. Unglaublich, aber wahr: eine offene Backstube. Ob glutenfrei, vegetarisch, vegan, histaminarm oder einfach nur ohne Zusatzstoffe – alles ist möglich. Fürs Ostergeschäft experimentieren sie zum Thema Ei-Ersatz. Flohsamenschalen oder doch besser Chia oder Leinsamen? Die Ergebnisse werden mit Team und Kund*innen getestet, bevor das endgültige Oster-Angebot feststeht.

Die Verkaufszahlen von Schokolade schnellen nach oben, wenn die Osternester mit süßen Hasen, Eiern oder Küken bestückt werden. Und auch für die Spielwarenindustrie ist die Osterzeit fast so einträglich wie der Advent. Teuer aber müssen Spielsachen nicht sein. Das beweist ein Verein in Paris. In Frankreich landen jedes Jahr 100.000 Tonnen Spielzeug im Müll. Weitere 500.000 Tonnen liegen unbenutzt in Schränken und Kellern. Damit wollten sich die Gründer*innen von Rejoué in Frankreich nicht abfinden. Sie reinigen und reparieren gespendete Spielsachen und verkaufen sie für kleines Geld.

Tierschützerin Inga Günther züchtet sogenannte Zweinutzungshühner. Ihre Hennen legen Eier, die Hähne taugen für die Fleischproduktion. Deshalb werden die männlichen Küken nicht getötet, wie sonst üblich. Ende 2021 macht ein neues Gesetz damit Schluss. In Zukunft sollen Züchter*innen das Geschlecht vor dem Schlüpfen bestimmen und die Eier mit männlichen Küken zerstören. Doch für Inga Günther ist damit nicht alles gut. „Die Branche macht weiter wie gehabt und tötet die männlichen Küken nun einfach zu einem früheren Zeitpunkt“. Eine Lösung für das Problem überzüchteter und hoch spezialisierter Rassen ist das nicht. Ihre Hühner produzieren Bio-Oster-Eier – und leben im Familienverbund mit ihren Brüderhähnen.

plan b: Natürlich schön – Kosmetik neu gedacht

Creme, Deo, Lippenstift: Kaum etwas kommt uns näher. Auch deshalb legen Verbraucher*innen zunehmend Wert auf natürliche Inhaltsstoffe, weniger Verpackung und faire Produktionsbedingungen.

In unserer Kosmetik stecken häufig umstrittene Mineralöle oder Aluminiumsalze. Verpackt sind sie in Einweg-Plastik. Gute Gründe, Alternativen zu suchen. Zum Beispiel ein Deo, zu 100 Prozent Natur und ohne Müll. Gut für Verbraucher*innen und Umwelt.

Sich einfach irgendetwas auf die Haut schmieren, wollen immer weniger Verbraucher*innen. Stattdessen weniger Chemie und Plastik im Bad. Das spürt auch Marina Zubrod, die 2019 Matica gründete. Das ist kroatisch für Bienenkönigin. Der Name ist Programm, denn die Basis aller Matica Produkte ist Bienenwachs. „Ich hatte selbst vor einigen Jahren große Hautprobleme, da habe ich angefangen mich mit den Inhaltstoffen in meinen Pflegeprodukten auseinanderzusetzen und war nicht gerade „amused“.“ Der Start war fulminant. Innerhalb des ersten halben Jahres ging das Unternehmen so durch die Decke, dass Marina Zubrods Mann Jan seinen Job kündigte und Vollzeit mit in ihr Unternehmen einstieg. Marina liefert die Ideen, Jan versucht sie im eigenen kleinen Labor in die Tat umzusetzen. Ihre neuste Idee: einen zu 100 Prozent natürlicher Deoroller, der trotzdem wirkt und in einer nachfüllbaren Verpackung steckt. Kann das klappen?

Die 2000er – Jahrzehnt der Spaltung

Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts zieht neue Gräben. In Deutschland und der Welt. Terror und Krieg prägen die Dekade ebenso, wie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Globalisierungsgewinner*innen und -Verlierer*innen. Auf der anderen Seite stellt die digitale Revolution unseren Alltag auf den Kopf. Das Internet wird zum Allgemeingut, das Smartphone zu unserem ständigen Begleiter.

Waren die 90er Jahre ein Jahrzehnt der deutschen Nabelschau, holen uns die Nullerjahre auf die politische Weltbühne zurück. Von den Anschlägen auf das World Trade Center über den Krieg am Hindukusch bis zum großen Börsencrash.

2000-2001 Terrorkrieg und TV-Trash

Der befürchtete Millenniumsbug bleibt aus. Eher gemächlich beginnt der Einstieg in das neue Jahrtausend. Die von einem Spendenskandal erschütterte CDU gönnt sich mit Angela Merkel eine Frau als neue Vorsitzende und Berlin einen schwulen Bürgermeister. Klaus Wowereit bekennt sich als einer der ersten prominenten Politiker*innen zu seiner sexuellen Orientierung. Das Feuilleton arbeitet sich an der RTL-Container-Show „Big Brother“ und die Sportwelt am designierten Fußballnationaltrainer Christoph Daum ab. Der tritt wegen seines Kokainkonsums ab. Der große Knall kommt dann 2001. Die Terroranschläge vom 11. September werden zur historischen Zäsur.  Fortan bestimmen Krieg und Terror die Dekade und holen auch Deutschland auf die weltpolitische Bühne zurück.

2002-2004 Naturgewalt und Nipplegate

Die Bundeswehr kämpft an der Seite Amerikas in Afghanistan gegen die Taliban, doch beim Krieg im Irak macht Deutschland nicht mit. Diktator Saddam Hussein wird auch so gestürzt. Friede zieht im Nahen Osten trotzdem nicht ein. Der blanke Busen von Janet Jackson erregt Amerika mehr, als die Folterbilder aus dem US-Gefängnis in Abu Ghraib. Und nachdem die Union mit Edmund Stoiber endlich einen Kanzlerkandidaten gefunden hat, beginnt im TV die Suche nach Deutschlands Superstar. Stoiber verliert 2002 gegen Amtsinhaber Gerhard Schröder und Fußballnationaltrainer Rudi Völler im Interview mit Sportreporter Waldemar Hartmann die Contenance. Auf die Jahrhundertflut in Sachsen und Bayern folgt die Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean. Trauer trübt 2004 in Deutschland das Weihnachtsfest.

2005-2007 – Sommermärchen und Kanzlerkrawall

Hartz IV ist Mitte des Jahrzehnts das große innenpolitische Thema. Es zerreißt die SPD und beendet die rot-grüne Ära. Mit Angela Merkel zieht im Herbst 2005 erstmals eine Frau ins Bundeskanzleramt. Papst sind wir da bereits. Was aber noch fehlt, ist ein weiterer WM-Titel. Den soll 2006 ein neues, junges Team bei der Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land unter der Regie von Jürgen Klinsmann holen. Deutschland erlebt ein schwarz-rot-goldenes Sommermärchen, das am Ende nicht einmal der verpasste Finaleinzug trüben kann. Wer allerdings hofft, dass das große Jubeln bei der Tour de France seine Fortsetzung findet, wird enttäuscht. Der deutsche Telekom-Star Jan Ulrich wird des Blutdopings überführt und schnell ist klar, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Die großen Innovationen kommen aus Übersee. Das erste Smartphone ist Made in USA. 2007 tritt das iPhone seinen Siegeszug um den Globus an und verändert unser Kommunikationsverhalten fundamental.

2008-2009 – Obama-Rausch und Banken-Crash

Die fetten Jahre sind vorbei. Bio ist das neue Zauberwort und wird am Ende der Dekade zum Markenzeichen urbanen Lifestyles. Ohnehin hat das gesunde und gepflegte Speisen Konjunktur. Nach den Castings-Shows erobern die Koch-Shows die deutschen Bildschirme. Ganz gegen ihren Willen geht 2008 auch die Weltwirtschaft auf Diät. In den USA platzt eine riesige Immobilienblase. Erst trifft es die Banken, dann die Realwirtschaft. Kurzarbeit und Abwrackprämie sollen in Deutschland den Abschwung bremsen. Doch das Ende des Jahrzehnts bringt auch neue Hoffnung. Helene Fischer verpasst dem deutschen Schlager eine Frischzellenkur. Und nach George W. Bush zieht mit Barack Obama der erste Afroamerikaner ins Weiße Haus. Mit Obama – so hofft nicht nur das Nobelpreiskomitee –  würde das von Terror und Krieg geprägte Jahrzehnt vielleicht doch noch ein friedliches Ende finden.

Bei diesem ebenso unterhaltsamen Streifzug durch die 2000er begleiten uns u.a. Regina Halmich, Sönke Wortmann, Barbara Hahlweg, Sarah Wiener, Jakob Augstein und die Frontfrauen der Bands „MIA“ und „Juli“

Sendetermin aller 4 Folgen am 29.11.2020:
20:15 – 21:00 Uhr: 2000-2001 – Terrorkrieg und TV-Trash
21:00 – 21:45 Uhr: 2002-2004 – Naturgewalt und Nipplegate
21:45 – 22:30 Uhr: 2005-2007 – Sommermärchen und Kanzlerkrawall
22:30 – 23:15 Uhr: 2008-2009 – Obama-Rausch und Banken-Crash

Die Waldretter

Vor 250 Jahren war der Wald in den meisten Ländern Europas noch gesund. Doch das ist vorbei. Der Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten ist in Gefahr. Dabei brauchen wir ihn. Er liefert uns wertvolle Rohstoffe – speichert Wasser und sorgt für ein gutes Klima.

Seit einigen Jahren setzen Dürre und Hitze den Bäumen zu, Schädlinge vermehren sich rasant, illegaler Einschlag füllt die Taschen krimineller Organisationen – und sogar staatlich subventionierter Kahlschlag steigert die Gewinne der Industrie. Deshalb gibt es immer mehr Menschen, die für ihre Wälder kämpfen. In unserer Reihe „Die Waldretter“ erleben wir Überzeugungstäter*innen, die eng mit dem Wald verbunden sind und alles daran setzen ihn zu erhalten. Wir begegnen den Grafen von Bernstorff, die ihren Wald mit innovativen Methoden, Mut und Experimentierfreude so umbauen, dass er in der Klimakrise bestehen kann. In Finnland treffen wir auf Aktivist*innen, die gegen die Abholzungen für die Papierindustrie und für die letzten Rentierhalter kämpfen. Wir zeigen, mit welchen Mitteln Susanne und Pierre im französischen Zentralmassiv gegen die Monokultur zu Felde ziehen und begleiten Knut Sturm, der im Lübecker Stadtwald zeigt, wie ein gesunder Wald aussehen kann. Und schließlich begleiten wir in Rumänien Menschen, die der Holzmafia den Kampf angesagt haben.

plan b: Die gute Milch – Gewinn für Kühe, Klima und Kunden

Cappucino, Butter, Käsebrot: Überall steckt Milch drin. Die darf ruhig ein bisschen mehr kosten: Verbraucher*innen legen zunehmend Wert auf faire Löhne für Bauern, Tierwohl und die Ökobilanz. 

Von den niedrigen Milchpreisen können Bauern kaum leben. Massentierhaltung ist Quälerei. Rinder gelten als Klimakiller. Gute Gründe, Alternativen zu suchen. „Du bist hier der Chef!“ heißt eine Initiative, bei der jeder selbst bestimmt, wie viel ein Liter Milch kosten darf.

Darüber konnten Verbraucher*innen in einer Online-Umfrage abstimmen. Jeder Klick hatte Folgen für die Herstellung: mehr Tierwohl, mehr Regionalität, mehr Geld für den Landwirt – all dies schlug sich sofort auf dem Preisschild nieder. Ergebnis: ein überdurchschnittlicher Preis für hohe Standards. „Wir sind bereit, mehr für unsere Milch zu bezahlen, wenn wir sicher seien können, dass auch drin ist, was draufsteht“, sagt Barthelmé.Jetzt steht seine Milch in den ersten Supermarktregalen, und es wird spannend: Kaufen Verbraucher*innen tatsächlich die Milch, die sie online gewählt haben?

Fast jeden Tag kommt ein Kälbchen zur Welt auf dem Hof von Bauer Lenz in Sachsen-Anhalt.

Ein Hochleistungsbetrieb mit 350 Kühen. Und dennoch: Zu sehen, wie Mutter und Kälbchen die ersten Schritte zusammen gehen, ist immer wieder ein Glücksmoment für ihn. „Wir Bauern wollen unsere Kühe nicht schlecht halten. Uns fehlt nur oft schon das Geld fürs eigene gute Leben“, sagt Frank Lenz. Trotzdem will der Vierzigjährige weitermachen, und er hat große Pläne für den konventionellen Milchbetrieb, den er in elfter Generation führt. Sein erster Schritt: Die Kälbchen bleiben nach der Geburt bei ihrer Mutter und werden nicht, wie üblich, sofort von ihr getrennt. Ganze drei Monate dürfen sie dann aus Eutern trinken – statt aus Eimern in Kälberboxen. Milch, die der Bauer nicht mehr verkaufen kann. Doch er ist fest entschlossen zu beweisen, dass das geht: mehr Tierwohl, auch in einem Großbetrieb. 

Mudar Mannah war auf dem Weg, ein erfolgreicher Chirurg zu werden, als er beschloss, sein Leben doch einer anderen Aufgabe zu widmen: als Klimaretter. Er will mithelfen, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu senken – vor allem den von Methan, das um ein Vielfaches schädlicher ist als CO2. Rinder produzieren riesige Mengen davon. Mannah suchte deshalb eine pflanzliche Alternative zu Käse. „Eine, die schmeckt“, sagt er. So kam er auf die Cashewnuss. Aus der stellt er nun veganen Camembert her, und das mit einer guten Ökobilanz, trotz des Transports der Nüsse aus Vietnam. „Wir müssen einfach umdenken“, sagt er zum Thema Klimawandel, „unser Planet nimmt es uns übel. Wir können so nicht weitermachen.“

Bewusster produzieren und konsumieren – nicht auf Kosten von Umwelt, Tier und Bauern: Darum geht es. Gute Milch, die macht’s!

 

Trump, meine amerikanische Familie und ich

Preisträger 2021: Gewinner des ‚Rias Berlin Commision Grand Prize‘

Ingo Zamperoni unterwegs in einem zerrissenen Land

Ingo Zamperoni kennt die USA wie nur wenige, nicht nur, weil er schon als Student prägende Jahre hier verbracht und später als US-Korrespondent über die Amerikaner*innen berichtet hat. Der Moderator der ARD-Tagesthemen ist mit der Amerikanerin Jiff verheiratet und hat eine große Verwandtschaft in den Staaten. Und die ist ebenso gespalten über den konservativen Präsidenten Donald Trump wie das ganze Land.  Schwiegervater Paul hat den umstrittenen Republikaner ins Weiße Haus gewählt. Darüber ist Zamperonis Frau Jiff ähnlich entsetzt wir ihre Mutter Lynn.  Ingo Zamperoni möchte kurz vor der Präsidentschaftswahl herausfinden, warum nicht nur seine Schwiegerfamilie, sondern das ganze Land so zerrissen ist. Zamperoni begibt sich auf eine familiäre-politische Spurensuche. Er will verstehen, was seinen Schwiegervater Paul an dem polternden Präsidenten begeistert? Wie schafft er es, über die vielen Lügen, Ungereimtheiten und Entgleisungen hinweg zu sehen? Und wie geht der zweite Mann seiner Schwiegermutter, der Schwarz ist, mit dem Rassismus in Trumps Amerika um? Und müssen aber vielleicht sogar Zamperonis Frau und die Schwiegermutter, die Demokratinnen in der Familie, nach vier Jahren Trump gewisse Erfolge seiner Politik eingestehen? Und: Wie wird die Verwandtschaft im November abstimmen?

Durch seinen persönlichen Zugang bringt uns der prominente Anchor die Gedankenwelt der Amerikaner*innen auf einzigartige Art und Weise näher. Ein Erklärungsversuch, der zum Nachdenken anregt.

Kaminer Inside: Kultursommer mit Hindernissen

Sommer, das ist die Jahreszeit der Festspiele, Konzerte und Volksfeste in ganz Europa. Anders 2020: Aufgrund der Corona-Krise sind bis mindestens Ende August Großveranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verboten – und was danach möglich ist, steht noch in den Sternen. Steht uns ein Sommer OHNE Kultur bevor? Ist das überhaupt möglich? Gibt es Alternativkonzepte? Was geschieht an den Orten, die sonst Sommer für Sommer Austragungsort prestigeträchtiger Kulturveranstaltungen sind und von Besuchermassen überrollt werden? Was bedeutet das für die Veranstalter*innen und Künstler*innen vor Ort, was für uns Besucher*innen? Wie ist die Stimmung vor Ort?

Wladimir Kaminer ist als Schriftsteller selbst akut betroffen: Fast alle seine Lesungen und Veranstaltungen wurden schon abgesagt, private Theater – und Konzertbesuche sind unmöglich, seinen Urlaub hat er bereits storniert.

Er nimmt die Zuschauer*innen mit auf eine Reise durch die drei 3sat-Länder, ins Herz der Festspiel-Branche: Er fährt an die verwaisten Spielstätten und trifft Künstler*innen, Organisatoren und Anhänger*innen. Seine Reise führt ihn an drei sehr unterschiedliche Orte, die allesamt zu den meist besuchten und renommiertesten Kulturstätten Europas zählen: die Passionsspiele Oberammergau, das Jazzfestival in Montreux und die Bregenzer Festspiele.