Kaminer Inside: Documenta 15
Der Schriftsteller Wladimir Kaminer ist nach Kassel gereist, um auf dieser politisierten “documenta fifteen” zu fragen: “Was und wo ist eigentlich die Kunst?”
An 32 Ausstellungsorten, über die ganze Stadt verteilt, werden noch bis zum 25. September 2022 Millionen von Besucherinnen und Besuchern entdecken können, was die Ausstellungsmacher der 15. documenta als Gegenwartskunst präsentieren. Mehrfach hat Wladimir Kaminer Kassel und die Weltkunstschau besucht und sich im Gespräch mit Profis der Szene einem gänzlich neuen, sehr politisch geprägtem Kunstbegriff angenähert.
Erstmals hat ein indonesisches Künstlerkollektiv in Kassel die künstlerische Leitung übernommen: Ruangrupa entwickelt für die “documenta fifteen” ein radikal neues Konzept, angelehnt an das indonesische “lumbung”, eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Es geht um die Idee des Teilens von Ressourcen zum Wohle aller. Mit Farid Rakun, einem der Ruangrupa-Künstler, spricht Wladimir Kaminer über Sinn und Zweck: “Kunst ist Leben. Und ‘lumbung’ ist eine Lebensweise. Wir wollen Gemeinschaft und Nachhaltigkeit in den Vordergrund bringen.”
Doch statt die Gemeinschaft zu feiern, provozierte die “documenta fifteen” gleich zu Beginn einen handfesten Skandal. Auf einem prominent platzierten Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wurden antisemitische Darstellungen entdeckt. Bereits im Vorfeld waren antisemitische Anschuldigungen gegen Ruangrupa laut geworden. Die Künstler und Kollektive haben sich entschuldigt und die Vorwürfe von sich gewiesen, doch welche Konsequenzen der Antisemitismus-Eklat nach sich ziehen wird, ist noch unklar.
Fest steht: Der Skandal überschattet die gesamte Kunstausstellung, bei der es ausgerechnet um Dialog und Miteinander gehen sollte, und die politischer ist als all ihre Vorgänger. “Worum geht es hier eigentlich, um Politik oder Kunst?” fragt Wladimir Kaminer.
Broadcast date: | 27. August 2022 um 22.09 Uhr auf 3sat |
Length: | 45' |
Written and directed by: | Nadja Kölling |
Moderation: | Wladimir Kaminer |
Camera: | Sami Karim, Bastian Baumüller |
Editor: | Christian Brehm |
Editorial advisor: | Bettina Gräfin von Pfeil (ZDF/3sat) |
Production: | Guillaume Amouret, Alex Busch, Christin Gumpert, Nele Joka |
Line producer: | Ulrike Schwerdtner |
Producer: | Jasmin Gravenhorst |