Als der Tesafilm in den Norden kam – Von Glibbermännern und Fischaugen

Die Geschichte des Klebestreifens begann mit einer Panne. In der
Hamburger Apotheke von Paul Beiersdorf sollte ein selbstklebender Wundverband
entwickelt werden. Doch das Pflaster klebte so stark, dass es sich nicht mehr
von der Haut lösen ließ. Eigentlich ein Misserfolg. Doch Beiersdorf war clever:
der Klebestreifen wurde einfach anders verarbeitet. Nicht mehr Patienten
sollten das Pflaster kaufen, sondern Fahrradfahrer: Das Wunderding eignete sich
hervorragend dazu, kaputte Reifen zu flicken.

Was die Wenigsten wissen: Heute verdient Tesa das meiste Geld
nicht mehr mit Klebeprodukten für Privatkunden, sondern mit der Industrie.
Dabei profitiert die Firma von einem weltweiten Trend. Durch den Einsatz von
Plastik – auch bei der Herstellung von Autoteilen und Smartphones – wird immer
mehr geklebt und immer weniger verschweißt oder verschraubt.

5000 Mitarbeiter weltweit arbeiten für Tesa mit Firmenzentrale in
Norderstedt bei Hamburg. Jahresumsatz: 1,3 Milliarden Euro.

Wie es zu dieser Erfolgsstory kam, mit welchen Schwierigkeiten der
Konzern zu kämpfen hat, der jeder Jahr neue Produkte auf den Markt bringen
muss, um im Wettbewerb der Klebeindustrie zu überstehen, zeigt die
NDR-Dokumentation “ Als der Tesafilm
in den Norden kam „.

Filmemacher Manfred Uhlig verfolgt mit seinem Team eine Reihe von
Tesa-Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern bei ihrem Streben nach immer
perfekteren Klebestreifen: Lisa Ardente und Deniz Akin forschen an einem
Kleber, der die Innenausstattung von Autos zusammenhalten soll. Außendienstler
Matheus Zelasny will bei der Meyer-Werft für Tesa einen Fuß in die Tür kriegen:
Bei der Lackierung von Maschinenteilen für Kreuzfahrtschiffe soll demnächst
Tesa und nicht mehr das Konkurrenzprodukt Rohre abkleben. Und im Tesa-Zweigwerk
Offenburg tüftelt Produktoptimierer Bernd Zapf am „klassischen“ Tesafilm für
den Schreibtisch, der beim Abrollen keine Geräusche macht. Dabei hat er vor
allem mit zwei technischen Problemen zu kämpfen: „Glibbermännern“ und
„Fischaugen“. Glibbermänner – das sind kleine Gelpartikel in der
Klebemasse und „Fischaugen“ kleine Lufteinschlüsse im fertigen Film.
Die Suche nach dem perfekten Tesafilm ist ein niemals endendes Geschäft.

Sendedatum:1. Juli 2020 um 21:00 Uhr im NDR
Länge:45'
Buch und Regie:Manfred Uhlig
Kamera:Björn Lindenblatt, Boris Mahlau, Rick Pennington
Schnitt:Sven Voß
Redaktion:Marc Brasse (NDR)
Produktion:Alexander Busch, Christin Gumpert
Herstellung:Ulrike Schwerdtner
Ausführende Produzentin:Brigitta Schübeler
Produzentin:Jasmin Gravenhorst
Drehort:Norderstedt, Offenburg, London